Blick hinter meinen Schreibtisch
Bis ein Gedichtband veröffentlicht wird, bedarf es einiges an Arbeit
Ein Gedicht zu schreiben, bedeutet nicht nur von der Muse geküsst zu werden, sondern auch den Wörtern ein neues Gewand zu geben bzw. sie in Einklang zu bringen. Wenn mich meine Muse wirklich intensiv geküsst hat, schreibe ich innerhalb von 5 bis 10 Minuten ein Gedicht herunter. Danach bedarf es noch ein bisschen Liebe und es ist fertig.
Das hört sich einfach an, verläuft allerdings in den seltensten Fällen genau so. Oftmals notiere ich mir erst einmal ein schönes Wort oder einen Satz, ein Zitat oder ein Gefühl, um es nicht zu verlieren. Entweder beginne ich bereits mit den ersten Versen oder Strophen oder es braucht in mir noch ein wenig mehr Zeit zum Reifen.
Es gibt allerdings auch Notizen, die es später nicht bis zu einem ganzen Gedicht geschafft haben.

Wichtig für mich ist, nichts zu erzwingen.
Natürlich gibt es bei mir Zeiten, in denen ich völlig unkreativ bin. Dann geht einfach gar nichts. Auch wenn ich es gern möchte, kein Wort formt sich zu einem Gedicht.
Um nicht zu verzweifeln, nehme ich komplett Abstand davon und konzentriere mich auf ein anderes Projekt oder eben meinen Alltag. Ich weiß, es werden wieder Zeiten kommen, in denen es aus mir heraussprudelt.
Wie ein Gedicht aus meinen Gedanken entsteht
Ich persönlich interessiere mich immer sehr für andere Menschen und ihre Arbeit. Oft freue ich mich, wenn sie mich daran teilhaben lassen und ich hinter die Kulisse schauen darf. Hier möchte ich Dir meine „Kulisse“ zeigen.
Zuerst ist es nur…
…ein Gedankenblitz. Da ich inzwischen kaum mehr handschriftliche Notizen anfertige, nutze ich mein Handy. Das habe ich fast immer bei mir und es geht schnell. Der andere Vorteil ist, ich habe diese Notizen dann auch direkt auf meinen anderen Geräten und kann weiter an dem Gedanken arbeiten, wann und wo ich will.
Der Blitz schlägt ein
Küsst mich die Muse, ob jetzt oder später, benötige ich nur etwas Raum und Ruhe, um zu dichten. In den wenigsten Fällen ist gleich am Anfang alles rund. Es gibt in meinen Aufzeichnungen auch Notizen oder begonnene Gedichte, die ich lange Zeit nicht zu Ende denken kann, weil mir die richtigen Worte fehlen. So probiere ich eine Weile an einzelnen Sätzen herum und freue mich, wenn sich etwas daraus formt.
Recherche und Hilfe aus dem Internet
Nicht alle Worte erschließen sich mir immer sofort, auch wenn ich sie im ersten Moment als schön empfinde. Es bedarf deshalb auch ab und an der Recherche im Internet, was genau die Bedeutung des Wortes ist und zwar ganz genau. Es gibt genügend Wörter, die im Detail eine etwas andere Bedeutung haben, als vielleicht gemeint ist. Dann nehme ich mir Zeit und bin das ein oder andere Mal erstaunt, wie mannigfaltig unsere Sprache ist.
Korrektur lesen und umsetzen
Während des eigentlichen Dichtens passiert es, dass sich Fehler einschleichen oder die Zeitform innerhalb des Gedichtes nicht identisch ist. Es kommt auch vor, dass ich bei längeren Gedichten den Faden verliere oder sich die Reimformen vertauschen. In diesen Fällen kommt mein Teammitglied Charlie Checker zum Einsatz und korrigiert fleißig jedes geschriebene Wort. :-)
Selbst laut Vorlesen
Diese Arbeit macht mir besonders Freude, da ich während des Vorlesens am besten die Melodie spüren kann und oftmals das Gedicht neu anpassen muss. Es ist für mich auch eine wunderbare Stimmübung und wenn ich lang genug gelesen habe, merke ich die Ruhe in mir und auch in meiner Stimme.
Themen herausheben und für ein Buch zusammenstellen
An dieser Stelle meiner Arbeit merke ich, dass es dem Ende zugeht und ich konkreter werde. Im Übrigen sammle ich nicht nur Worte für die Gedichte, sondern auch Worte oder Wortkonstellationen für die Titel meiner Bücher. Danach folgen in der Regel die Kapitel, die natürlich zum Inhalt des Buches passen.
Faulenzen und Zeit verfliegen lassen
Ist dies geschafft, lasse ich all das Geschriebene beiseite und wende mich ganz anderen Dingen zu. Somit bekomme ich genügend Abstand zu dem Prozess, um danach wieder voll und ganz einzusteigen und nochmals mit intensiven Blick alles zu prüfen und zuzuordnen.
Die Endphase
Alles kommt nun in eine Datei: Der Titel, die Kapitel, die dazugehörigen Gedichte und nebenbei wird die Einleitung geschrieben, das Inhaltsverzeichnis erstellt, ggf. Bilder ausgewählt, über das Cover gegrübelt und dann kreiert sowie …
Schon wieder Korrektur
Ja, die Korrektur ist durchgehend präsent und ich selbst habe das Gefühl, es geht immer noch besser. Allerdings muss auch hier mal ein Punkt gesetzt werden.
Vorlesen und nochmals korrigieren
Fast geschafft und dann doch nicht. Wenn wirklich alles fertig scheint, gehe ich in die Endphase. Ich lese nochmals und auch mehrmals jedes Gedicht laut vor. Es finden sich tatsächlich einige Stellen, die dann in meinen Ohren „unrund“ klingen und korrigiert werden müssen. Ist das geschafft, freue ich mich riesig.