Gedicht über die Vergändlichkeit
TAGEBUCHEINTRAG
Fundstück
Neulich habe ich in einer alten Kiste ein altes Tagebuch von mir gefunden. Zwischen den Seiten, leicht verblasst, lag ein Gedicht von Theodor Fontane. Auch fand ich passend dazu ein paar Zeilen über den Herbst. Es war so schön, dass ich mich entschieden habe, es hier zu posten.
Tagebuchauszug, Oktober 2003
Der Herbst ist da. Es riecht nach feuchter Erde. Wenn ich die Fenster öffne, weht mir bereits die kühle Luft ins Gesicht. Heute auf meinem Heimweg habe ich Blätter aufgesammelt, rot und gelb. So schön! Und – das liebe ja besonders – ich sammle immer die erste Kastanie auf, die meinen Weg kreuzt und lasse sie den ganzen Herbst über in meiner Jackentasche. Es muss allerdings eine frisch gefallene sein. Eine, die noch herrlich glänzt. Ich trage sie dann so lange mit mir herum, bis sie ganz schrumpelig ist.
Kürzlich hatte ich ein Gedicht in Händen. Es war von Theodor Fontane und es heißt Spätherbst. Seine Zeilen sprachen von Vergänglichkeit. Das passt wohl auch zu meiner Kastanie, die nun schon etwas stumpf aussieht. Dieses Gedicht hatte ich heute den ganzen Tag in meinem Kopf. Ich hab´ versucht, nicht nur das Verblühen zu sehen, sondern auch das Glühen der Sonne, solange sie noch scheint. Nicht nur das, was geht, sondern auch das, was momentan in einer ganz besonderen Art (er-)scheint.
Und vorhin stand ich auf dem Balkon und es roch so herrlich: kalt, frisch und nach Rauch. Muss von unserem Nachbarn sein, der wohl noch einen Ofen hat. Herrlich! Das ist wie in Kindheitstagen bei Oma. In solchen Augenblicken wird mir bewusst: Jede Jahreszeit hat ihr eigenes Glück. Der Herbst schenkt mir Ruhe: eine Stille, die nachklingt und mich verzaubert.

Spätherbst
von Theodor Fontane
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
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