Liebesgedichte und ein Lied der

VERZWEIFLUNG

Pablo Nerudas bekanntestes Werk ist seine Sammlung „Veinte poemas de amor y una canción desesperada“ (20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung), die ihn international bekannt machte. Diese Gedichtsammlung ist berühmt für ihre leidenschaftlichen Liebesgedichte, die sich durch sinnliche Sprache und emotionale Intensität auszeichnen.

Pablo Neruda schrieb die »20 Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung« im Jahr 1923. Sie erschienen erstmals 1924 ©by Fundación Pablo Neruda.

Die Euch hier vorgestellten 3 Gedichte sind der ersten Auflage des Luchterhand Literaturverlag GmbH entnommen, die als erste deutschsprachige Ausgabe im Jahr 1977 erschien. Die deutsche Übersetzung in dieser Auflage stammt von Fritz Vogelgsang.

IV

Es la mañana llena de tempestad
en el corazón del verano.

Como pañuelos blancos de adiós viajan las nubes,
el viento las sacude con sus viajeras manos.

Innumerable corazón del viento
latiendo sobre nuestro silencio enamorado.

Zumbando entre los árboles, orquestal y divino,
como una lengua llena de guerras y de cantos.

Viento que lleva en rápido robo la hojarasca
y desvía las flechas latientes de los pájaros.

Viento que la derriba en ola sin espuma
y sustancia sin peso, y fuegos inclinados.

Se rompe y se sumerge su volumen de besos
combatido en la puerta del viento del verano.

Deutsche Übersetzung:

Sturmgeladen ist der Morgen
im Herzen des Sommers.

Wie weiße Abschiedstüchlein wallen die Wolken,
es schwenkt sie der Wind mit reisefiebrigen Händen.

Zahlloses Herz des Windes,
das pocht über unserem verliebten Schweigen.

Es braust zwischen den Bäumen, göttlich,
wie ein Orchester, wie eine Sprache voller Kriege und Gesänge.

Wind, der in raschem Raub das raschelnde Laub entführt
und die zuckenden Vogelpfeile aus ihrer Bahn wirft.

Wind, der es niederwirft als Welle ohne Gischt,
als Wucht des Schwerelosen, geducktes Flammenlodern.

Es birst und versinkt als Masse von Küssen,
zerschmettert an der Pforte des Sommerwindes.

– – –

V

Para que tú me oigas
mis palabras
se adelgazan a veces
como las huellas de las gaviotas en las playas.

Collar, cascabel ebrio
para tus manos, suaves como las uvas.

Y las miro lejanas mis palabras.
Más que mías son tuyas.
Van trepando en mi viejo dolor como las yedras.

Ellas trepan así por las paredes húmedas. Eres tú la culpable de este juego sangriento.
Ellas están huyendo de mi guarida oscura. Todo lo llenas tú, todo lo llenas.

Antes que tú poblaron la soledad que ocupas,
y están acostumbradas más que tú a mi tristeza.

Ahora quiero que digan lo que quiero decirte
para que tú las oigas como quiero que me oigas.

Deutsche Übersetzung:

Damit du mich erhörst,
machen sich meine Worte
manchmal so zart
wie die Spuren der Möwen auf dem Strand.

Halskette, trunknes Klimperglöckchen
für deine Hände, sanft und glatt wie Weinbeeren.

Und ich sehe sie fern von mir, meine Worte.
Deine sind sie mehr als meine.
Sie klettern an meinem alten Schmerz empor wie Efeu.

An den feuchten Wänden klettern sie empor. Du bist schuld an diesem blutigen Spiel.
Sie fliehen aus meinem finsteren Bau. Alles erfüllst du, alles, alles.

Einst bevölkerten sie die Einsamkeit, die nun du bewohnst, und sie sind mehr als du vertraut mit meiner Traurigkeit.

Jetzt will ich, daß sie sagen, was ich dir sagen will,
damit du sie so hörst, wie ich möchte, daß du mich hörst.

– – –

El viento de la angustia aún las suele arrastrar.
Huracanes de sueños aún a veces las tumban.
Escuchas otras voces en mi voz dolorida.
Llanto de viejas bocas, sangre de viejas súplicas.
Ámame, compañera. No me abandones. Sígueme.
Sígueme, compañera, en esa ola de angustia.

Pero se van tiñendo con tu amor mis palabras.
Todo lo ocupas tú, todo lo ocupas.

Voy haciendo de todas un collar infinito
para tus blancas manos, suaves como las uvas.

Deutsche Übersetzung:

Der Wind der Angst reißt sie noch immer von hier nach dort.
Traumorkane werfen sie manchmal zu Boden.
Andre Stimmen vernimmst du in meiner gepeinigten Stimme.
Schluchzen von alten Mündern, Bluten von alten Bitten.
Liebe mich doch, Gefährtin. Verlaß mich nicht. Sei mit mir.
Sei mit mir, Gefährtin, in dieser Woge von Angst.

Doch langsam nehmen meine Worte die Farbe deiner Liebe an.
Alles besetzt du, alles, alles.

Ich werde aus allen eine endlose Kette machen
für deine weißen Hände, sanft und glatt wie Weinbeeren.