Inspiration durch Lesen
Wie aus einem Satz ein Gedicht entstand
Das Gedicht entstand im März 2022, während ich das Buch „Als der Sommer verschwand“ las. Eine Passage berührte mich in seiner Aussage besonders, so dass ich sie mir notierte. Der Satz hieß: „Sieh` in mir nicht mehr als einen Sommer.“, oder ähnlich.
In mir fing allein durch das Lesen etwas an zu arbeiten. Sie ist für mich wahre Poesie – eben ein Gedicht schlechthin. Natürlich finden sich auch Erlebnisse in meinem Leben, die solch einer Aussage nahekommen.
Im Herbst 2020 begegneten mir Menschen, die mich mit ihrer Offenheit, ihrer Aufrichtigkeit und ihrem Leben stark beeinflussten und tief berührten. Sie trugen durch den sehr persönlichen Austausch mit mir dazu bei, dass ich mich selbst mit mir und meinen bisherigen Sichtweisen auseinandersetzte. Manche dieser Menschen begleiteten mich eben nur in jenem besagten Herbst und ich bin sehr dankbar dafür.

Nicht mehr als ein Herbsttag
von Kathrin Lindstaedt (18. März 2022)
Das Licht verfing sich in den Höhen,
zwischen Ästen und dem Blätterwerk versteckt.
Es schien nicht auf den Tag zu hören,
der seine Arme nach den Wurzeln am Boden streckt.
Deine Worte schwingen zu mir herüber,
zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht.
Das lässt mich schweben immer wieder und wieder,
bis mir der Atem stockt und meine Stimme bricht.
Über uns am nun goldenen Zelt
schweigt der Mond im milchigen Schein.
Als deine Hand die meinige hält,
sucht mein sehnender Blick den dein‘n.
Die Süße des Tages wird schwer und neigt sich,
sie lässt uns noch einmal umarmen.
Und deine Geborgenheit wiegt mich
noch ein letztes Mal im Warmen.
Es wäre unsinnig zu glauben,
die Welt gehöre nur uns allein.
Denn ich sehe in deinen Augen
die Angst und Zerrissenheit zu den Deinen.
Die Gedanken um ein Morgen kreisen,
an dieses Leben ohne dich.
Denn gemeinsam werden wir nie reisen,
nicht heute, nicht morgen und nicht versehentlich.
Sieh, was ich für dich bin und auch bleiben werde,
nicht mehr als ein Herbsttag in Gold.
Spüre meine Liebe, die ich dir vererbe,
innig gesehnt und allzeit gewollt.
Das Zehren und das traurige Schweigen,
welches zwischen uns immerfort singt,
wird irgendwann seinen Kopf neigen,
wenn jedes Leben weiter schwingt.