Der Wind
Ein Herbstgedicht
Neulich stieß ich auf das Gedicht „Der Wind“ von Josef Guggenmos, und irgendwie hat es mich direkt gepackt. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Wind in letzter Zeit immer bewusster wahrnehme – vor allem, wenn ich draußen bin, allein auf dem Feld oder im Wald, wo nichts den Blick versperrt und die Luft so frisch und frei ist.
Im Gedicht beschreibt der Wind seine unsichtbare Kraft, die alles um sich herum bewegt – Bäume, Blätter, vielleicht sogar Gedanken. Ich finde, das trifft es ziemlich gut. Denn auch wenn man den Wind oft nicht sieht, spürt man ihn doch immer. Man merkt es, wenn er die Haare zerzaust oder eine erfrischende Brise über das Gesicht zieht. Es ist, als würde der Wind uns sanft daran erinnern, dass nichts im Leben stillsteht, dass immer Bewegung in der Luft liegt – auch wenn wir uns manchmal danach sehnen, einfach mal anzuhalten.
Guggenmos spricht von diesem unsichtbaren, ständigen Wandel, der den Wind begleitet, und auf einmal wird mir klar, dass der Wind nicht nur eine Naturkraft ist, sondern ein Bild für alles, was sich in unserem Leben verändert – leise, fast unmerklich, aber dann doch mit einer spürbaren Wirkung. Die vielen kleinen, unsichtbaren Bewegungen, die uns durch den Tag tragen und das Leben in all seiner Dynamik formen.
Es ist faszinierend, wie ein einfaches Bild wie der Wind uns so viel über das Leben lehren kann. Wie ein unsichtbares, aber dennoch spürbares Element uns aufzeigt, wie wichtig es ist, die kleinen Veränderungen zu bemerken, die uns prägen – und wie viel Freiheit darin liegt, im Wind zu tanzen, statt sich dagegenzustellen.
Aber eigentlich fand ich die Spitzmaus am niedlichsten 😊

Der Wind
von Josef Guggenmos
In allem Frieden
schlief abgeschieden
hinter einer Hecke
der Wind.
Da hat ihn die Spitzmaus,
wie Spitzmäuse sind,
ins Ohr gezwickt.
Der Wind erschrickt,
springt auf die Hecke
fuchsteufelswild, brüllt,
packt einen Raben
beim Kragen,
rast querfeldein
ins Dorf hinein,
schüttelt einen Birnbaum beim Schopf,
reißt den Leuten den Hut vom Kopf,
schlägt die Wetterfahne herum,
wirft eine Holzhütte um,
wirbelt den Staub in die Höhe:
Wehe, der Wind ist los!
Aber wo ist die Spitzmaus?
In ihrem Kellerhaus,
dreht sie die Daumen im Schoß,
zufrieden und faul
und grinst, mit ihrem frechen Maul!