Ein deutscher Literaturgigant
Seine 7 schönsten Gedichte
Wer war Johann Wolfgang von Goethe?
Johann Wolfgang von Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main, war nicht nur einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller Deutschlands, sondern auch eine der prägendsten Figuren der europäischen Literaturgeschichte. Sein Werk erstreckt sich über verschiedene literarische Gattungen und umfasst Dramen, Romane, Gedichte, wissenschaftliche Abhandlungen und mehr.
Goethes frühe Jahre waren geprägt von einer vielseitigen Bildung und einem intensiven Interesse an Kunst, Literatur und Naturwissenschaften. Sein literarisches Talent offenbarte sich schon früh, und seine Werke spiegeln oft eine tiefe Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen, menschlichen Leidenschaften und der Natur wider.
Ein Höhepunkt seines Schaffens war zweifellos der Roman „Die Leiden des jungen Werthers“, der 1774 veröffentlicht wurde und ihn über Nacht berühmt machte. Dieser Briefroman über unerfüllte Liebe und tragische Leidenschaft prägte nicht nur die Literatur seiner Zeit, sondern inspirierte auch zahlreiche Künstler und fand weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung.
Darüber hinaus ist Goethe für sein episches Gedicht „Faust“ bekannt, das als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur gilt. „Faust“ ist eine komplexe und faszinierende Erzählung über den Kampf zwischen Gut und Böse, die Suche nach Wissen und die menschliche Sehnsucht nach Erlösung.
Neben seiner literarischen Tätigkeit war Goethe auch ein leidenschaftlicher Naturforscher und Politiker. Er trug wesentlich zum Verständnis der Botanik, Optik und Geologie bei und war eine einflussreiche Stimme in den politischen Diskussionen seiner Zeit.
Goethes Einfluss auf die deutsche Kultur und Literatur ist unbestreitbar. Sein Werk hat Generationen von Lesern und Schriftstellern inspiriert und seine Ideen und Themen sind auch heute noch relevant. Johann Wolfgang von Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar, doch sein Erbe lebt in seinen Werken fort und bleibt eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für die Menschen auf der ganzen Welt.
Lest hier seine 7 schönsten Gedichte:

Gleich und gleich
Ein Blumenglöckchen
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;
Da kam ein Bienchen
Und naschte fein: –
Die müssen wohl beide
Füreinander sein.
Frech und froh
Liebesqual verschmäht mein Herz,
Sanften Jammer, süßen Schmerz;
Nur vom Tücht’gen will ich wissen,
Heißem Äuglen, derben Küssen.
Sei ein armer Hund erfrischt
Von der Lust, mit Pein gemischt!
Mädchen, gib der frischen Brust
Nichts von Pein und alle Lust.
Woher sind wir geboren…
(aus den Briefen an Frau von Stein)
Woher sind wir geboren?
Aus Lieb’.
Wie wären wir verloren?
Ohn’ Lieb’.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb’.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb’.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb’.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb’.
Gefunden
Ich ging im Walde
so für mich hin,
und nichts zu suchen,
das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
ein Blümchen stehn,
wie Sterne leuchtend,
wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
da sagt‘ es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Ich grub’s mit allen
den Würzlein aus,
zum Garten trug ich’s
am hübschen Haus.
Und pflanzt‘ es wieder
am stillen Ort;
nun zweigt es immer
und blüht so fort.
Der Zauberlehrling
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort´ und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
Kann ichs lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!
Willst am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.
Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer.
Wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd ich nun nicht los.
„In die Ecke,
Besen! Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.“
Ein Gleiches
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Am Abend des 6. September 1780 saß Johann Wolfgang von Goethe auf dem Kickelhahn (Goethe: „Gickelhahn“), einem Berg bei Ilmenau (Thüringer Wald). Vermutlich betrachtete er die umliegende Natur. Dort schrieb er die Verse mit einem Bleistift an die Bretterwand einer Jagdhütte. Die Überschrift scheint auf den ersten Blick missverständliche. „Ein Gleiches“ beruht auf der von Goethe 1815 vorgenommenen Einordnung dieses Naturgedichts in seine Werkausgabe. Dort reihte er es an das Gedicht „Wandrers Nachtlied“ am Ende ein. „Ein Gleiches“ bedeutet daher: ein Gedicht gleichen Themas, also ein weiteres „Wandrers Nachtlied“.
Nur wer die Sehnsucht kennt
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh´ ich ans Firmament
Nach jener Seite.
Ach! der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!