Inspiration durch Gefühle
Wie aus einer Textpassage ein Gedicht entstand
Ja, diese Menschen gibt es. Jene, die grundsätzlich unzufrieden mit sich und der Welt sind. Jene, die immer diesen besonderen Ausdruck der Bitterkeit im Gesicht tragen und alles damit in Frage stellen.
Auch ich kannte einmal eine Person, die diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht trug. Eigentlich immer und es machte mich traurig, dass anscheinend das Leben diesem Menschen so mitgespielt hatte. Ab und an erschien ein Lächeln auf dem Gesicht, wenn auch geprägt vom grimmig Schauen der vergangenen Jahre.
Als ich das Buch „Ein halbes Herz“ las, erinnerte mich eine Textpassage in dem Buch an diese Person. Sie traf den Kern meiner Erfahrung und ich notierte mir sie, um später damit zu spielen. Sie lautete ungefähr so: „Dünne, tiefe Fältchen verliehen ihrem Gesicht einen verärgerten Ausdruck, selbst wenn sie schlief.“
Ich stellte mir vor, wie diese Person auch heute noch geprägt durch diesen Ausdruck durchs Leben geht und eben auch im Schlaf unzufrieden aussieht. Das war der Moment, um darüber zu schreiben.

Gräben aus Bitterkeit
von Kathrin Lindstaedt (04. Dezember 2021)
Dieser Ausdruck in deinem Gesicht,
leicht empört und ungläubig.
Wie er immer wieder aus deinem Blicke spricht,
wachsam und gleichwohl widerspenstig.
Zwischen deinen Augenbrauen liegen
dünne und gar feine Linien.
Sie wollen sich jeden Moment verbiegen,
sowohl äußerlich wie auch in tieferen Ebenen.
Dein Gesicht sieht wahrlich verzerrt aus,
gequält und abgeneigt.
Und selbst im erholsamen Schlafe
zeigen sich Gräben aus Bitterkeit.