Aus der Antike

SAPPHO

Sappho (zwischen 630 und 612 v. Chr.; † um 570 v. Chr.) war eine griechische Dichterin aus der Antike, deren Werke größtenteils verloren gegangen sind. Nur Fragmente ihrer Gedichte sind erhalten geblieben, von denen einige die Schönheit und Intensität ihrer Poesie zeigen.

Hier ist eines ihrer bekanntesten Gedichte, das oft als „Ode an Aphrodite“ bezeichnet wird. Es ist ein Gebet an die Göttin der Liebe, das Sappho in einem Moment der Verzweiflung schrieb.

Gebet an Aphrodite

Buntbethronte himmliche Aphrodita,
Tochter Zeus‘, Trugspinnerin, zu dir fleh‘ ich,
Lass dem Unmut, lasse dem Gram mein Herz nicht,
Göttin, erliegen!

Sondern komm hierher, wenn du sonst auch jemals,
Meines Anrufs Stimme vernehmend, fernher
Hörtest, und, den goldnen Palast des Vaters
Lassend, herabkamst.

Im geschirrten Wagen; dich fuhr der schöne
Schnelle Sperlingszug um die weite Erde,
Dich die Flügel schwingend, vom Himmel mitten
Hin in dem Aether.

Und sie kamen eilig, und du, o Sel’ge,
Lächelnd mit unsterblichem Angesichte,
Fragtest, was ich wieder erlitten, was ich
Wieder dich rufe;

Was ich im wahnsinnigen Mutvornehmlich
Will gewährt sehn. „Wessen begehrst du wieder,
Den dir Peitho führe zur Lieben? Wer, o
Sappho, wer kränkt dich?

Siehe, wenn er flieht, wird er bald verfolgen,
Wenn er sonst Geschenke nicht nahm, sie geben,
Wenn er nicht geküsst, wird er bald dich küssen,
Wolltest du selbst nicht.“

Komm auch jetzo zu mir und lös‘ aus schweren
Sorgen mich, nach wessen Erfüllung aber
Sich das Herz mir sehnt, das erfüll‘, und selber
Hilf mir im Kampfe!

Diese „Ode an Aphrodite“ ist eines der wenigen vollständigen Gedichte, die von Sappho überliefert sind.

Viele ihrer anderen Werke existieren nur noch in Fragmenten, die trotzdem die Schönheit ihrer Sprache und ihre tiefe Verbundenheit mit den Themen Liebe, Sehnsucht und Freundschaft zeigen.