Inspiration durch Gespräche
Wie aus Schweigen ein Gedicht entspringt
„Wenn die Lippen schweigen, hat das Herz hundert Zungen.“, ein Zitat von Rumi.
Heute möchte ich Euch erklären, wie es zu meinem Gedicht „Die Wahrheit liegt oft tief verborgen“ gekommen ist. In diesem Fall hat mich kein Buch inspiriert, sondern ein Gespräch mit Freunden über die Zukunft.
Manche Entscheidung, die ich persönlich in meinem Leben wählte, bedurfte der gewissen Kunst der Achtsamkeit den Menschen gegenüber, die mir wichtig sind oder waren. Schweigen ist für Menschen oft unerträglich und eine gefühlte Strafe. Schweigen kann aber auch ein Ausdruck von Liebe sein, nicht zu allem etwas zu sagen, um nicht zu verletzen oder um jemanden zu beschützen. Das mag z.B. für meinen Gesprächspartner im ersten Moment unverständlich und nicht der richtige Weg sein, jedoch ist es in dem Augenblick immer der einzig wahre – und zwar für mich.
Und auf wen sollte ich am meisten in meinem Leben hören? Ist es nicht wichtig auf sich selbst zu hören, auf sein Herz und seine Seele? Es bedarf Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Es bedarf Mut, anders zu sein. Und es bedarf Mut, seine eigenen Bedürfnisse deutlich zu machen oder eben auch nicht.
Von daher sind Worte eine wundervolle Art auch zu Schweigen. Denn mir steht es nicht zu, über das Leben anderer zu urteilen und zu entscheiden, was besser oder schlechter für sie ist. Und so bleiben meine Gedanken auch einmal ungesagt.

Die Wahrheit liegt oft tief verborgen
von Kathrin Lindstaedt
(16. Januar 2022)
Schaumkronen schienen das Meer zu umhüllen,
denn der Wind war unbeherrscht und rau.
Doch ward es eher das Meer mit seinem Willen,
welches die Gischt ausspielte mit seinem Blau?
Funken zerstoben wild über dem Feuer,
denn der Wind ward nicht immer ruhig.
Doch ward es nicht eher die Glut im Gemäuer,
die still züngelte mit Geduld?
Die Wahrheit liegt oft tief verborgen,
stellt sich nicht ein Jedem zur Schau.
Und auch sie kann bereits morgen
verändert liegen im Sonnentau.