Teil 5

30 POETISCHE WÖRTER 

30 vergessenen Wörter unserer Muttersprache

Viele Juwelen der deutschen Sprache geraten in Vergessenheit. Dabei haben gerade die altertümlichen, poetischen Wörter eine besondere Kraft. Sie berühren das Herz auf eine Weise, wie es moderne Alltagssprache kaum mehr vermag. Wer Gedichte mag, wird sie öfter finden. Denn hier sind sie noch lebendig und mit Liebe in die Verse eingeflochten. Gerade die Gedichte vor über 100 bis 150 Jahre sprudeln vor Glanz.

Heute möchte ich Euch 30 dieser poetischen Wörter vorstellen. Sie sind wie kleine Zeitkapseln, die uns entführen. Und zwar dorthin, wo Sprache noch wie Musik klang. Sie lassen den Reichtum und die Ausdruckskraft der deutschen Sprache spüren. Und vielleicht fließt sogar das eine oder andere vergessene Wort wieder in unseren Sprachgebrauch ein.

30 poetische Perlen der deutschen Sprache

1. Aurora – die Morgenröte in ihrem rosigen Gewand
2. Lenz – der Frühling in seiner jugendlichen Kraft
3. Fittich – der schützende Flügel eines Vogels
4. Aar – der majestätische Adler oder König der Lüfte
5. Minne – die verehrende, höfische Liebe
6. Augenstern – die Pupille, Fenster zur Seele
7. Zähre – die glitzernde Träne im Augenwinkel
8. Born – die sprudelnde Quelle oder Ursprung des Lebens
9. Dräuen – das bedrohliche Herannahen eines Unwetters
10. Gestade – das Land, das ans Wasser grenzt
11. Odem – der Atem / der Lebenshauch, der uns beseelt
12. Hain – das lichtdurchflutete Waldstück
13. Nachen – das kleine Boot
14. Hold – von anmutiger, zarter Schönheit
15. Glast – der strahlende Glanz des Lichts
16. Himmelszelt – das schützende Gewölbe des Firmaments
17. Luna – der Mond in seiner weiblichen Personifikation
18. Silberglanz – das sanfte Leuchten des Mondlichts
19. Frühlingshauch – die erste zarte Berührung des Frühlings
20. Leu – der stolze Löwe
21. Wellenreich – das weite, unendliche Meer
22. Tann – der dunkle, geheimnisvolle Tannenwald
23. Erdkreis – die ganze Welt in ihrer Rundung
24. Gestirn – der sternenübersäte Himmel
25. Rebenblut – der Wein aus rubinroten Trauben
26. Imme – die fleißige Biene
27. Hort – der kostbare Schatz, das Gehegte
28. Goldduft – die sonnendurchflutete, golden schimmernde Luft
29. Himmelslicht – das göttliche Licht von oben
30. Weltenraum – der grenzenlose Kosmos über uns

Worte einer anderen Zeit

Diese Wörter sind Relikte einer vergangenen Epoche. Sie sind Träger einer besonderen Ausdruckskraft, die unsere heutige Sprache bereichern kann. Wenn ein Dichter vom „Aar“ spricht statt vom Adler, schwingt etwas Erhabenes mit. Wenn eine „Zähre“ fließt statt der Träne, freuen wir uns über die „alte“ Sprache.

Als Erdenkinder wandeln wir unter dem Himmelszelt und blicken sternenenwärts. Klingt das nicht schön? Der Sonnnenglanz wärmt uns, der Lenz bereichert unser Leben, und manchmal hören wir den Odem der Natur und fühlen uns verbunden mit allem, was ist. Ist das nicht was? Sobald man die Wörter austauscht, hört sich ein Text gleich viel bedeutungsvollerer an.

Diese alten Worte verbinden uns mit den Dichtern und Denkern, die vor uns kamen. Menschen, die mit Worten ihre Welt zu erfassen suchten.

Vielleicht entdeckst Du in dieser kleinen Sammlung ein Wort, das Dich besonders anspricht – ein Wort, das Du in Deinen eigenen Sprachgebrauch aufnehmen möchtest, um Deinen Ausdruckshorizont zu erweitern und die Tradition dieser sprachlichen Schätze lebendig zu halten.