3 wunderschöne Löwenzahn-Gedichte

GELBE BLÜTE MIT WIRKUNG

Es ist Frühling und überall sprießt und grünt es. Eine Pflanze fällt hierbei besonders ins Auge: Der Löwenzahn. Mit seiner gelben Blüte kann er nicht übersehen werden. Jedoch wird er häufig nur als ungebetener Gast im Garten gesehen.

Der Löwenzahn ist weit mehr als nur ein lästiges Unkraut. Seine vielfältigen Verwendungen in der Medizin, seine ökologische Bedeutung und seine kulturelle Symbolik machen ihn zu einer bemerkenswerten Pflanze, die eine tiefgreifende Wertschätzung verdient.

Auch große Dichter nahmen sich seiner schon an und haben uns mit wunderschönen Zeilen erfrischt. Ich habe für Euch die 3 schönsten herausgesucht.

Löwenzahn
(Arno Holz )

Mählich durchbrechende Sonne

Schönes,
grünes, weiches
Gras.
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!

Über mir … warm … der Himmel:

Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam … ganz … langsam
schließt.

Wehende … Luft … kaum merklich
ein Duft, ein
zartes … Summen.

Nun bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich … spüre ich … wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.

Minutenlang.

Versunken
alles … Nur noch
ich.

Selig!

Löwenzahn
(Josef Weinheber)

I.

Keine Vase will dich. Keine
Liebe wird durch dich erhellt.
Aber deines Samens reine
weiße Kugel träumt wie eine
Wolke, wie der Keim der Welt.

Lächle! Fühl dich gut gedeutet!
Blüh! So wird aus Schweigen Huld.
Bittre Milch und Flaum, der gleitet:
O, nicht Haß – den Himmel weitet
Weisheit. Stillesein. Geduld.

Wärst du auf der Höh geboren,
ferne, selten, früh empor:
Teilnahmslosem Gang der Horen
blühtest ruhmvoll, unverloren,
groß, dein Wunder vor.

II.

Keine Vase will dich haben.
Aber deine Samenkugel
ist das schönste Wolkenbild der Welt.
Nein, du fühlst dich nicht verstoßen.
Muß denn Kraft beschrieen werden?

Deine bittre Milch ist Haß nicht,
sondern Weisheit, Heil, Geduld.
Lilien, Tulpen und Narzissen:
Laß die Ruhmbedeckten immer
ihr Gewissen überblühn!

Du bist da, millionenmächtig,
stark von Blut, urzeichenhaft.
Sag mir, welches Wunder wärst du,
hätten dich die Höhn geboren,
einsam, fern, zuerst im Jahr?

Ach, da weinten
über dich die Seelenvollen
und die Kärrner zählten deine
tausend heiligen Blütenblätter,
Sohn des Volks!

Pusteblumen
(Gustav Falke)

Ein Schaf und zwei Lämmlein
Und all drei schneeweiß,
Und grün ist die Wiese,
Und heiß ist’s, heiß.

Am Heckchen, am Büschchen,
Kühl schattet’s herab,
Sitzt Bübchen und rauft rings
Die Pusteblumen ab.

Die Flöckchen im Winde,
Wie segeln sie fein,
Die Lämmerchen hüpfen
Auf alle vier Bein.

Das Bübchen wird müde,
Ihm träumt eins geschwind:
Viel Lämmerchen tanzen
Wie Flöckchen im Wind.

Er pustet dazwischen,
Die Backen gebläht,
Hei, geht’s umeinander,
Und jed Lämmchen mäh –; h –; t.