aus Graal-Müritz
ORT DER LITERATEN
Ich bin im Urlaub! Endlich! Darauf habe ich lange gewartet. Und ich habe mir einen Ort ausgesucht, den ich vor über vier Jahren schon einmal erleben durfte: Graal-Müritz.
Damals hat mir die frische, sommerliche Luft schon gefallen. Aber nun sackt sie richtig in mich ein. Graal-Müritz – Gegend am Meer. Und inzwischen ist diese Gegend fast 700 Jahre alt. Da gab es zahlreiche Besucher und auch Lyriker, die sich hier eine Auszeit nahmen.
Windflüsterei und Literatur
Hier rauscht nicht nur die Ostsee, sondern auch die Geschichte großer Literaten durch die salzige Luft. Franz Kafka fand hier seine letzte große Liebe. Erich Kästner erlebte in Müritz den letzten unbeschwerten Sommer seiner Jugend. Und Walter Kempowski verdankt dem Zauber der Graaler Seebrücke die Liebesgeschichte seiner Eltern.
Ich verstehe sie alle.

Wenn ich morgens durch den Küstenwald schlendere, dem Duft von Kiefern und Meersalz folge und die Möwen in den Himmel schreien, dann beginne ich selbst zu träumen.
1915 schrieb Alfred Kerr: „Scheint mir das schönste Ostseefleckchen.“
Ich könnte es nicht treffender sagen.
Vielleicht war es auch das, was Uwe Johnson in seinen „Jahrestagen“ beschrieben hat: diese besondere Landschaft, in der Gedanken wandern dürfen, ohne sich zu verlaufen.
Ja, ich gestehe, so ergeht es mir hier auch. Nun denn, ich werde mich noch einmal über die Düne zum Meer begeben und mich darin fallen lassen.